Auf einen einzigen Vorfahren können sich 1,5 Millionen Menschen in Nordchina und der Mongolei berufen. Der Urahn soll vor zirka 250 bis 900 Jahren gelebt haben, ergaben genetische Untersuchungen an über 1000 Männern. Das hat ein internationales Forscherteam um Chris Tyler-Smith vom Wellcome-Trust-Sanger-Institut in Hinxton (GB) herausgefunden. Aus geschichtlichen Aufzeichnungen schließen die Wissenschaftler, dass es sich bei dem gemeinsamen Vorfahren um Giocangga handeln könnte, den Großvater des Begründers der Qing-Dynastie. Das berichtet der Online-Dienst des Fachmagazins "Nature".
Dschingis Khan hat 16 Millionen Nachfahren
Bereits vor einiger Zeit fanden Wissenschaftler in einer ähnlichen Studie heraus, dass sich 16 Millionen heute lebende Menschen auf Dschingis Khan als Urahn berufen könnten. In beiden Studien untersuchten die Forscher das männliche Y-Chromosom, das sich im Vergleich zum X-Chromosom mit der Zeit nur wenig verändert. Das Y-Chromosom ist ein Geschlechtschromosom, das nur bei Männern zu finden ist. Es hat nur ein Drittel der Größe des X-Chromosoms und kann lediglich auf fünf Prozent seiner Länge mit dem X-Chromosom kommunizieren. Aufgrund der mangelnden Kommunikationsfähigkeit verändert es sich über die Zeit nur gering, während X-Chromosomen eifrig genetische Informationen austauschen. Das Y-Chromosom wird also fast unverändert von Vater zum Sohn weitergegeben und ist deshalb das ideale Chromosom, um Verwandtschaftsgrade zu bestimmen.
Die Forscher fanden bei 3,3 Prozent der untersuchten Männer große Übereinstimmungen in den DNA-Sequenzen des Y-Chromosoms, was auf einen gemeinsamen Vorfahren vor grob 600 Jahren hinweist. Dabei könnte es sich um Giocangga handeln, dessen Enkel die Eroberung von China durch die Mandschu vorantrieb und 1644 die Qing-Dynastie gründete, vermuten die Wissenschaftler. Eine große Klasse von Adligen, abstammend von Giocangga, regierte das Land bis 1912 und genoss ein luxuriöses Leben mit Konkubinen und zahlreichen Ehefrauen. Die Forscher gehen davon aus, dass es ihnen unter diesen Umständen gelungen sein sollte, ihr Erbgut weit zu verbreiten.
Chinesische Adelige wollen sich nicht outen
Um die Vermutung zu erhärten, dass es sich bei dem gemeinsamen Urahn tatsächlich um Giocangga handelt, müssten die Wissenschaftler heute bekannte Nachfahren des Ahnen untersuchen. Die Adelsschicht zählte im Jahre 1912 an die 80.000 Mitglieder und viele Chinesen können sich auch heute noch auf ihre adligen Vorfahren berufen. Doch seit der Kulturrevolution in China verstecken die Menschen ihre adlige Abstammung und selbst Männer, die sich auf eine direkte Abstammung von Giocangga berufen können, wollen den Angaben nach ihre DNA nicht testen lassen.
DDP